Physische Geogr.
37
niffc der Erde, und die Gewerbe, welche sich mit
Gewinnung der Naturprodukte beschäftigen,
Grundgewerbe oder Grurdbeschaftigungen. Landbau,
Viehzucht, Forst- und Bergbau, auch Jagd und Fische-
rei sind also Grundgewerbe.
§. 138. Hat die Hand des Menschen die natürlichen
Produkte, rohen Stoffe, zu zweckmäßigerm und beque-
merm Gebrauch verändert und umgearbeitet, so werden sie
Runstprodukte, Aunflerzeugnisie genannt. Dieses
Verarbeiten der rohen Stoffe geschieht durch
Handwerker, durch Manufakturen und Fabriken, und
die Kunfterzengnisse werden im letzten Falle auch
Fabrikate genannt.
§. 139. Fabrikate und Naturerzeugmffe, die ein Land
im Ueberslusse erzeugt, werden ins Ausland verkauft,
oder gegen andere, ihm fehlende Güter vertauscht, es wird
Handel getrieben, der Handel ist
Activhandel, wenn die Bewohner eines Landes ihre Güter
selbst ins Ausland bringen, und andere hereinholen;
paflivhandel, wenn die Bewohner eines Landes Käufer und
Verkäufer zu Hause erwarten;
Gpcdltions- oder Transltohandel, wenn die Güter an-
derer Länder blos durch ein Land gehen, ohne daß seine
Bewohner mehr dabei zu thun haben, als das Weiter-
schaffen dieser Güter zu besorgen. Derjenige, welcher cs
dabei übernimmt, die Waaren weiter zu senden, wird
Spediteur genannt.
§. 140. Diejenigen Produkte, aufweiche sich vorzugs-
weise die Thätigkeit des Menschen wendet, sind
a. aus dem Pflanzenreiche:
Getreide, Hülsenfrüchte, Wurzelgewächse,
Südfrüchte: Dattel, Brodfrucht, Cocosnuß, Ananas. Pi-
sang, Bananen, Maniok:c. dann Kaffee, Zucker, Cacao,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
18 Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen.
hat Königsberg einige Bedeutung- in den Fabriken werden Lokomotiven, Eisen-
bahnwagen, Zigarren, Leder- und Lernsteinwaren verfertigt, von besonderer
Wichtigkeit ist die Holzindustrie und Zellstoffabrikation.
Jf
flbb. 19. Der Dom.
3m Süden von Königsberg liegt Iuditten mit einem herrlichen park, welcher
der^Stadt gehört, und einer sehr alten Kirche. Im Osten liegt am pregel das
Königliche Lehrerseminar Waldau. Leide Orte liegen im Landkreise Königsberg.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
60 Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
chen von der Wohnstube trennte, va gewahrte er auf einmal am Herde einen langen,
finster und zornig ausschauenden Mann sitzen. Er trug einen roten Koller und einen
Hut mit einer Hahnenfeder, seine Züße aber hatte er in die 5lsche unter dem Herde
gesteckt, und die Alte stand wie eine Bittende vor ihm und schien ihm etwas vorzutragen 5
was aber, konnte er nicht verstehen.
Huf einmal aber drehte sich die fllte herum und wandte sich nach der in seine
Kammer führenden Tür. Er warf sich daher schnell wieder aufs Lager und stellte sich
schlafend. Oie Alte aber öffnete die Tür, schüttelte ihn und sagte, er solle flugs auf-
stehen, in der Stube sei jemand, der ihm die Reise ins Morgenland ersparen könne.
Natürlich sprang er schnell auf und folgte der Alten in ihre Stube, wo der lange fremde
Mann am Herde saß und, wie es schien, dem Kochen eines über dem Zeuer stehenden
Kessels zuschaute. Als er vor ihn getreten war, schaute sich jener nach ihm um und
fragte ihn mit einem Blicke, was sein Begehr sei. Oer Jüngling wiederholte ihm, was
er der 5llten bereits erzählt hatte. Da lachte der Zremde und sprach: „Ich weih, was
du zu wissen begehrst, allein ich tue nichts umsonst. Ich will dich die Kunst, Schwerter,
die ebenso hart, ja noch härter sind als die Damaszener, zu schmieden lehren, aber nach
sieben Jahren und sieben Monaten mußt du dich dafür mir zu eigen geben. Tust du
es übrigens nicht, so nützt es dir auch nichts,' denn du wirst nie aus dem Morgenlande
zu deiner Braut zurückkehren!"
Oer arme Bursche überlegte nicht lange, sondern nahm die Hahnenfeder, die der
Lange aus seinem Hute genommen und in den Kessel getaucht hatte, und schrieb
damit seinen Namen unter ein Pergament, das ihm jener hinreichte, empfing aber dafür
einen versiegelten Brief, wprirt, wie der Zremde sagte, das Rezept zu den Klingen
stehe, hierauf begab er sich in sein Kämmerchen und verbrachte den Rest der Nacht
in wüsten Träumen. Als er aber am andern Morgen erwachte, fand er die Hütte leer,
und nur der versiegelte Brief bewies ihm, daß er nicht geträumt hatte.
Er kehrte hierauf schnell wieder nach Solingen zurück und gestand schließlich seinem
Meister, der sich über seine so schnelle Rückkehr nicht wenig wunderte, was er erfahren
und getan hatte. Oer aber war ein frommer und rechtschaffener Mann und sagte, er
wolle um alles in der Xdelt nicht, daß er sein Seelenheil um jenes Geheimnisses halber
aufs Spiel setzen solle. Oarum solle der Brief versiegelt bleiben und bis auf die Zeit
seiner Enkel in dem geheimsten Vinkel seines Schrankes verwahrt werden, viese
möchten ihn dann öffnen, ihnen könne dann der böse Feind nicht mehr schaden. Gleich-
wohl aber gab er dem Gesellen nunmehr seine Tochter zur Frau, weil er gesehen hatte,
daß er es mit seiner Liebe doch ernstlich gemeint habe. Nach langen Jahren aber, als
der alte Ruthart längst heimgegangen und sein Schwiegersohn selbst schon ein hoch-
betagter Greis war, da fand sein Enkel den Brief, öffnete ihn und erlernte aus ihm
die Kunst, jenen so harten Stahl zu bereiten, durch den die Solinger Waffenschmiede
so berühmt geworden sind. (G r ä s s e.)
5. Fußwanderung von Solingen nach Remscheid. Es ist ein schöner
Nachmittag, so recht zu einer Wanderung geeignet. Uns lockt es hinaus aus
dem Stadtgetrubel in die herrliche Gotteswelt. Remscheid soll unser Ziel sein.
Schon liegt Solingen hinter uns. von freier, luftiger höhe überschauen wir
das Lergische Land mit seinen zahlreichen Städten und Dörfern. Remscheid,
die Stadt auf dem Lerge, grüßt in der §erne. Jedoch noch längst ist sie nicht
erreicht, es heißt noch das Wuppertal zu durchschreiten, Wir wählen nicht die
staubige Landstraße, die sich in vielen Krümmungen langsam hinabschlängelt,
sondern steigen auf schmalem Kußpfad ins Tal. Über eine hohe Eisenbahn-
brücke, unter der wir hinschreiten müssen, rollt dröhnend ein langer Güterzug
dahin. Bald kommen wir der rauschenden Wupper näher. Bei M ü n g st e n
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Xx. Das Niersgebiet und die linksrheinischen Städte.
95
der Schirm- und Krawattenstoffe sind Seide und Samt von der Mode sehr
abhängig. Eine völlige Änderung rief die Erfindung der mechanischen lveb-
stuhle hervor, die den Weber zwang, sein Arbeitsfeld vom eigenen heim in
die Fabriken zu verlegen, viele Weber suchten sich jetzt einen andern Beruf,
und aus drefelö und seiner Umgebung schwand der Webstuhl mehr und mehr.
Selbst in kleinen Orten sind in neuester Zeit große Zabriken eingerichtet worden,
so in Gedt, St. Tönis und Geldern, kunstvolle Seiden- und Samtgewebe, Schirm-
und Krawattenseide, seidene Tücher, Mützenseide, auch Ländchen und Schildchen,
wie sie die Schneider und Konfektionsgeschäfte verwenden, alles dies stellen
die unermüdlichen niederrheinischen Weber her. Zur Förderung der Weberei
wurde in drefelö eine königliche Webeschule eingerichtet, die zu der bedeutendsten
der ganzen Welt gehört. Ein stattlicher Lau im Südwesten der Stadt ist ihr
als heim zugewiesen. Um den weitgehenden Handel Ersfelds zu erleichtern,
hat man der Stadt Verbindung mit dem Rheine geschafft, indem man bei dem
Vorort Linn einen Hafen anlegte.
3. Andere niederrheinische Städte. Eine nicht unbedeutende Industrie
beginnt sich auch neuerdings in dem alten Städtchen Nlörs und seiner Umgebung
zu entfalten. Schon lange besitzt Itc ö r s eine große Samt- und Seidenfabrik.
Weit wichtiger ist für die Entwicklung der Gegend die seit einigen Jahren statt-
findende Ausbeutung der reichen linksrheinischen Kohlenlager. Ein besuchens-
werter Ort am Niederrhein ist auch Xanten, die Stätte, wo Iung-Siegfried
geboren wurde. Schon unter den Römern hat es eine bedeutsame Rolle gespielt.
Kuf dem nahen Kürstenberg, von dem man weit in die Lande schaut, hatte
Kaiser Kugustus ein Winterquartier für zwei Legionen errichtet. Eine viertel-
stunde von diesen Lagern baute sich dann die Kolonie Trajana an; die Reste
einer alten, innerhalb dieses Lagers befindlichen Burg sollen der Sage nach
die der Siegfriedsburg sein. Berühmt ist der Xantener Viktorsdom. Dem
heiligen Viktor, einem römischen Heerführer, verdankt er seinen Namen. Oer
tapfere Krieger wurde mit seinen Soldaten in der Nähe von Birten nieder-
gemacht, weil er sich zum Christentums bekannte. Eine Stadt von mannig-
faltigen Reizen ist Eleve, von den Holländern, die es gerne zu ihrem
Sommeraufenthalte wählen, „das niederrheinische Paradies" genannt. „In-
mitten der weiten Ebene steigt die Stadt Eleve aus dem Tal allmählich zum
Gipfel eines anmutigen Hügels empor, umrauscht von herrlichen Luchen- und
Eichenwäldern und umweht von frischer Luft, die würzig emporsteigt aus den
grünen Matten, die das Ufer des schönen Stromes umsäumen. Oer erste Blick
des Wanderers fällt auf das hochragende Schloß mit dem sogenannten Schwanen-
türm, der von der steil abfallenden höhe die Stadt beherrscht."
Der Kitter mit dem Schwan.
Herzog Gottfried von Brabant war gestorben, ohne männliche Erben zu hinter-
lassen. Er hatte aber vor seinem Tode bestimmt, daß sein Land seiner einzigen Tochter,
Elsa, verbleiben sollte. Daran kehrte sich indes Gottfrieds Lruder, der Herzog von
Sachsen, nicht. Er trug selbst verlangen nach dem schönen Lande, und kaum war
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Extrahierte Personennamen: Weber Schneider Kugustus Viktor Viktor Gottfried_von_Brabant Elsa Gottfrieds_Lruder
78
Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
Friedrich Krupp, der Urgroßvater der jetzigen Besitzerin, vor mehr als hundert
Iahren legte er in Essen eine kleine Fabrik an, in der er mit zwei Arbeitern
tätig war und allerlei kleine Eisenwaren verfertigte. Fortgesetzt hatte Krupp
mit Krankheiten und Geschäftsschwierigkeiten zu kämpfen, so daß die Familie
bei seinem Tode in den ärmlichsten Verhältnissen zurückblieb. Sein erst 14 Jahre
alter Sohn Alfted Krupp übernahm jetzt, unterstützt von seiner treuen Mutter,
die Leitung der kleinen Gußstahlfabrik, „von meinem 14. Jahre ab," so schreibt
er, „hatte ich die Sorgen eines Familienvaters und die Arbeit bei Tage, des
5ibb. 40. „So Klein fing Krupp an". Das Stammhaus inmitten der heutigen Gutzstahlfabrik,
(Nach der Festschrift der Firma 1912.)
Nachts grübeln, wie die Schwierigkeiten zu überwinden wären. Lei schwerer
Arbeit, oft Nächte hindurch, lebte ich bloß von Kartoffeln, Kaffee, Butter und
Brot, ohne Fleisch, mit dem Ernst eines bedrängten Familienvaters, und
25 Jahre lang habe ich ausgeharrt, bis ich endlich bei allmählich steigender
Besserung der Verhältnisse eine leidliche Existenz errang." Durch unermüdlichen
Fleiß, zähe Ausdauer und glückliche Erfindungen gelang es ihm, aus dem kleinen
Betriebe die bedeutendste Gußstahlfabrik der Idelt zu schaffen. Als er 1887
starb, war sein Nuf als Kanonenkönig bereits begründet. Sein Sohn Friedrich
Alfred Krupp, ein ebenfalls tatkräftiger, umsichtiger Mann, mit bedeutsamer
Erfindergabe, erweiterte die Werke noch ganz erheblich. Gegenwärtig sind
37 000 Arbeiter und Beamte in den Essener Betrieben tätig, und 31 000 be-
schäftigen die lverke außerhalb, vie Fabriken in Essen nehmen die Fläche einer
mittleren Stadt ein. 130 km Schienengleise durchziehen die Anlagen. Etwa
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Krupp Friedrich Alfted_Krupp Krupp Ernst Friedrich
Alfred_Krupp Friedrich
Xvii. Das Erftgebiet.
83
rauschten, ragen heute die hohen Schornsteine der Brikettfabriken, hier wird
die Braunkohlenerde zu Vraunkohlenpulver zerkleinert, das man mit Hilfe einer
Preßmaschine in die handlichen Briketts umwandelt, die als Heizmaterial vielfach
Verwendung finden. Über die Braunkohle, die sich in dicken oder wagerechten
oder schrägen Schichten durch die Erde erstreckt, ist eine Sand- und Tonschicht
gelagert. Sand und Ton finden natürlich auch Verwendung. Aus dem Ton
werden Vachziegel und Tonrohre hergestellt, während der Sand, nachdem er
auf maschinelle Weise gewaschen und gesiebt worden ist, bei der Glasfabrikation
Verwendung findet.
Xvii. Das Lrftgebiet.
vie Erft, wie die Ahr eine Eifeltochter, stürzt sich mit jugendlichem Über-
mute von den Selsen hinab und rauscht wildschäumend durch das alte Rtünster-
eifel. Sobald sie aber das Gebirge
verlassen, wird ihr Lauf ein ruhiger.
„Gesetzt und behäbig zieht sie als
blankes Band durch ihr beiderseits
scharf abgeschnittenes, grabenartiges
Bett. Leise zittert in ihrem Spiegel
das Bild der am Rande aufmarschier-
ten Pappelreihen." Bevor sie ihre
Zluten mit denen des Rheines ver-
einigt, teilt sie sich in zwei Arme,
von denen der linke bei N e u jz zu
einem Kanal erweitert und vertieft
ist. In kaum irgend einer Gegend
unseres Rheinlandes lohnen Acker-
bau und Viehzucht die Mühen des
Landmannes so reichlich, wie in
dem gesegneten Erftgebiete, das
man daher mit Recht als die Korn-
kammer des Niederrheins bezeichnet,
ven besten Weizen und vorzüglichen
Roggen bringt der äußerst frucht-
bare Loden hervor. Mannshoch
werden die Halme und vermögen
kaum die Last der schweren, mit
goldigen Weizenkörnern gefüllten Ähren zu tragen, vie Scheunen genügen oft
nicht, den reichen Erntesegen zu bergen. Alsdann verbleibt ein Teil der Garben
auf dem Zelde und wird zu viemen aufgebaut. Maschinen helfen die Zeld-
arbeiten beschleunigen. Ittit Maschinen wird das reife Getreide abgemäht und
ebenfalls mit Maschinen gedroschen. Wind-, Wasser- oder vampfmühlen, deren
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Xiii. Die Bergischen höhen.
55
b) Bedeutung Die kleine, im Sommer oft recht wasserarme Wupper
kann zwar keine stolzen Schiffe tragen, doch hat sie größere Bedeutung als
mancher wasserreiche Kluß. Unter allen Flüssen der Erde ist sie derjenige, der
am fleißigsten arbeiten mutz. Ihr schmutziges Wasser, das an manchen Stellen
schwarz wie Tinte aussieht, und das alle Zischlein fliehen, liefert hierfür ge-
nügenden Beweis. In früheren Zeiten freilich erfreute sich das Flüßchen auch
silberheller Fluten, in denen es von muntern Zischlein aller ürt wimmelte,
ja, sein Wasser war so klar, daß es zum Benetzen des Garnes diente, das auf
den Uferwiesen gebleicht wurde. Längst besitzt das Wuppertal solche Bleichen
nicht mehr. fln ihrer Stelle erwuchsen Fabriken verschiedenster Art: Spinnereien,
Webereien, Färbereien, die sich das Wupperwasser dienstbar machten. Durch
sein starkes Gefälle liefert das
Flüßchen vielen Mühlen, Schleif-
kotten und Hammerwerken eine
billige Triebkraft. Oberhalb eines
jeden Werkes hat man einen Stein-
dämm quer durch den Kluß gebaut,
um diesen in seinem Laufe zu
wehren,- eine solche Anlage nennt
man daher Wehr, hat sich das
Wasser vor dem Damme gestaut,
so wird es durch einen Graben zu
dem großen Wasserrade der Mühle, -
des Schleifkotten oder des Hammer-
wertes geleitet. Es bewegt das
Rad und durch dieses das ganze
Getriebe. Weithin vernimmt man das Geklapper der Räder, das pochen der
schweren Hämmer und das Schnurren der Kotten. Segenspendend durchzieht
also die Wupper, von den Bewohnern „der goldene Fluß" genannt, das Bergische
Land' doch wehe, wenn sie durch anhaltenden Regen oder bei Schneeschmelze
zum wütenden Strom wird! Gar bald vermag das enge Flußbett die ungeheuren
Wassermengen nicht mehr zu fassen. Brausend schäumen die entfesselten Wogen
über die Ufergelände, alles mit sich fortreißend. Menschen und Tiere fallen
häufig den verheerenden Fluten zum Opfer.
3. Die Schwesterstädte Llberfeld-Barmen und ihre Industrie. In einer
breiten, etwa zwei Stunden langen Talmulde des Wuppertales sind die beiden
volkreichen Schwesterstädte Elberfeld-Barmen erblüht. Elberfeld, das
nach den geheimnisvoll wirkenden, neckischen Wald- und Feldgeistern, den Elben
oder Elfen, benannt sein soll, war ursprünglich eine Ritterburg. Nach und
nach siedelten sich Bewohner um diese an, die auf den Uferwiesen Garne
bleichten. Zu diesen Bleichereien gesellten sich später Webereien und Färbereien.
Mit der zunehmenden Erwerbstätigkeit wuchs die Stadt, und ihre Häuserreiben
füllten bald das Wuppertal aus.
Abb. 31. Die Vergischen Ejöljcn.
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Xiii. Die Vergischen höhen.
57
zahlreiche Keinde hinter sich. Oer Ritter verzagte und wollte sich ergeben. Oer knappe
aber flüsterte ihm zu: „Herr, fürchte dich nicht,- ich weiß in der Nähe eine Zurt durch
den Rhein. Ich führe dich sicher hinüber." So entgingen sie beide der Gefangenschaft.
Oer Feind stand indes drohend am anderen Ufer und hielte den treuen Unecht für einen
bösen Geist, der den Ritter gerettet habe.
Nicht lange danach erkrankte die Gemahlin des Ritters. Oie Arzte vermochten
die Krankheit nicht zu heilen. Sie sprachen: „Wenn einer Löwenmilch brächte, so
würde die Kranke wohl wieder genesen." Kaum hatte der treue Knappe die Worte
gehört, so eilte er von dannen. Nach einer Stunde war er wieder zur Stelle und hatte
die Milch in einem Gefäße. Oie Burgfrau trank davon und genas zur Zreude ihres
Gatten.
Nun aber mißtraute auch er dem treuen Oiener und hielt ihn für einen bösen
Geist. Er wollte den Knecht nicht länger im Hause dulden,- denn er fürchtete sich
vor ihm.
Oer Knecht war sehr traurig darüber. Als er seinen Herrn verließ, forderte er
nur fünf Mark als Lohn seiner treuen Oienste. Zür dieses Geld kaufte er ein Glöcklein,
das er an der schönsten Stelle im Walde aufhängen ließ.
Bald tat es jedoch dem Ritter leid, daß er seinen Knecht hatte ziehen lassen?
denn nie mehr diente ihm ein Knappe so treu. So oft er sein Roß bestieg, um in den
Kampf oder auf die Jagd zu ziehen, gedachte er des guten Oieners. Oer Oiener kehrte
jedoch nie wieder. Er war ein guter Geist oder ein Elfe gewesen. Oie Stelle des
Waldes aber, wo er das Glöcklein gestiftet hatte, hieß das Elfenfeld oder Elbenfeld.
Oie Wanderer hörten gar oft das Glöcklein im Elbenfelde erklingen. Wenn sie dann
das herrliche Wiesental am rauschenden Zlusse erblickten, wenn sie die süße Melodie
der Nachtigall im hohen Buchenwald ertönen hörten, und wenn ihnen die blauen
Sterne des Vergißmeinnichts so anmutig entgegenleuchteten, dann mochten sie den
Drt nicht wieder verlassen. Sie bauten hier ihre Hütten, und so entstand auf dem
Elfenfelde allmählich eine Stadt, die später den Namen Elberfeld erhielt.
Vicht an Elberfeld geschmiegt, so daß ein Fremder kaum merkt, wo die eine
aufhört und die andere anfängt, liegt ihre Schwesterstadt Barmen. Ursprünglich
bestand sie aus 36 Höfen, die zerstreut auf beiden Ufern des Zlüßchens lagen,
vor etwa 100 Iahren vereinigte man diese Gehöfte zu einer Stadt, die dank
des Gewerbefleißes ihrer Bewohner schnell emporblühte, daß es schien, als
wollte sie das ältere Elberfeld bald übertreffen, von der Hardt, einem auf
dem rechten Wupperufer gelegenen steilen Berg, kann man so recht die ungeheure
Ausdehnung der beiden Städte ermessen. So weit das fluge schaut, ein gewaltiges
Häusermeer, in dem die Fabriken den breitesten Raum behaupten. „Kuf weite
Strecken umsäumen sie ganz allein das Zlüßchen und beanspruchen es beider-
seitig nur für sich. Wie das da unten hastet und lärmt! Welch ein Gewirr von
Schuppen und hallen, von Binnenhöfen und Gängen! Oie Schornsteine, hier
vereinzelt emporragend, dort vereinigt zu Gruppen und ganzen Schwärmen,
sind die Merkzeichen in dieser Welt der Großgewerbe."
Bleichereien von Leinen, Baumwolle, Wolle und Seide, Spinnereien,
Webereien, Zärbereien, Möbelstoff- und Teppichfabriken haben in Elberfeld
ihren Sitz, während Barmen vorzugsweise Bänder, Kordeln, Litzen, Spitzen
und Knöpfe herstellt. Ferner fehlt es den Schwesterstädten auch nicht an
Maschinenfabriken, Kleineisen- und Stahlindustrie, selbst Pianos, Orgeln, Leder-,
Papier- und Pappwaren werden hier angefertigt. Mit Recht rühmen sich die
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92
Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
die Kerne getragen. Früher war Wesel eine bedeutende Festung, jetzt sind die
Festungswerke niedergerissen. Doch liegen noch zahlreiche Soldaten zum Schutze
der nahen Grenze in der Stadt. Ihr Exerzierplatz, der sich vor dem Berliner
Tore befindet, trägt ein schönes Denkmal aus Gußeisen. Unter ihm ruhen
die elf Schillschen Offiziere, die im Jahre 1809 von den Franzosen gefangen
genommen und hier auf Befehl Napoleons erschossen wurden. Die letzte deutsche
Stadt am Rhein ist Emmerich, das schon ein solch holländisches Gepräge
trägt, daß wir uns bei den biederen Niederländern glauben. Zwei Lahnhöfe,
ein deutscher und ein holländischer, liegen dicht beieinander. Eben kommt ein
Zug aus Holland. „Uitstappen, Heeren en vames" ertönt es aus dem Munde
des holländischen Schaffners. Alle Reisenden steigen aus und begeben sich in
einen großen Saal, hier sind Tische hufeisenförmig aneinander gestellt. Auf
diese legen die Reisenden ihr Gepäck, das von einem Zollbeamten unter-
sucht wird, haben sie aus Holland Zigarren, Tabak, Kaffee, Tee oder Kakao
mitgebracht, so müssen sie dafür eine Abgabe oder Zoll zahlen. Der Zoll ist
eine Steuer, die an der Grenze des Landes erhoben wird für Waren, die aus
dem Auslände eingeführt werden. Sind die Reisenden dieser Steuerpflicht
nachgekommen, so besteigen sie wieder den Zug, und die Fahrt geht nun weiter.
Xx. Das Niersgebiet und die linksrheinischen Städte.
1. Städte mit Baumwollindustrie. Vie N i e r s , deren Quelle südlich
von Odenkirchen zu suchen ist, schleicht langsam durch Wiesenniederungen
dahin, der Maas zu. An ihrem Oberlaufe ist die Baumwollindustrie heimisch.
Bis zu Anfang des vorigen Jahrhunderts stand hier die Leinenindustrie in
voller Blüte- denn der äußerst fruchtbare Boden lieferte einen vorzüglichen
Flachs. Jetzt erfreut uns in dieser Gegend nur noch selten das liebliche Blau
eines Flachsfeldes. Einige Flachsspinnereien besitzt auch heute noch Viersen,
der Mittelpunkt der früheren Flachsbaugebietes. Weit gewinnbringender
als die Leinwandindustrie erwies sich jedoch sehr bald die Verarbeitung der
aus heißen Ländern eingeführten Baumwolle. München-Gladbach
ist im Rheinland der hauptsitz für die Baumwollindustrie. Oer Name
München deutet darauf hin, daß Mönche vor etwa 1000 Jahren sich dort
niederließen und eine Abtei gründeten. Sie wurde im Jahre 1802 aufgehoben,-
ihre Gebäulichkeiten dienen als Rathaus. Das früher bescheidene Landstädtchen
reiht sich jetzt den wichtigsten Fabrikorten des Niederrheins an. Es zählt über
30 Spinnereien und ebenso viele Webereien und Färbereien. Fleißige Hände
stellen für viele Millionen Mark Baumwollwaren her, die nach allen Gegenden
Deutschlands, ja, durch die ganze Welt verschickt werden, vie hier eingerichtete
höhere Fachschule bildet tüchtige Weber heran. Mit München-Gladbach wett-
eifert das nahe Rheydt in der Herstellung guter Baumwollstoffe, vie Stadt
baute sich um das dicht an der Niers gelegene Schloß an; das wahrscheinlich
von der Abtei München-Gladbach errichtet wurde, ven Namen der Stadt weiß
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Extrahierte Personennamen: Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Wesel Napoleons Rhein Holland Holland München-Gladbach Rheinland Deutschlands Rheydt Abtei_München-Gladbach